Filed under: Gedanken, Mal sehen | Schlagwörter: Entfremdung, Erinnerung, Freunde, Freundschaften, Last, Leben, Moment, Motivation, Pflege, Verlust, Weg
Manchmal verliert man Freunde ganz schlagartig, manchmal durch schrittweise Entfremdung. Beide Male ist es ein Verlust. Der plötzliche, ungeahnte Verlust ist schwer, weil von einem Moment auf den anderen alles Weg ist. Bei einer langsamen Entfremdung kann man quasi beobachten, wie es zerbröckelt.
Entweder steuert man dann dagegen oder man nimmt es hin. Das kommt ganz darauf an, wie wichtig einem diese Freundschaft ist. Freundschaften muss man pflegen, wie man so schön sagt. Und wenn die Motivation zur Pflege fehlt, dann stellt die Entfremdung keine wirkliche Last dar.
Beide Verlustmöglichkeiten sind Gang und Gäbe im Leben eines Menschen. Freunde kommen, Freunde gehen. Aber die, die man mal mochte, werden einem in Erinnerung bleiben. Die, die man nicht mochte, waren ohnehin nie richtige Freunde…
C’est la vie!
Filed under: Gedanken, Mal sehen | Schlagwörter: Adel, Adlige, Bayern, Bier, Bierzelte, Dirndl, fest, Feststellung, Freunde, Gedanke, Geschichte, Gesicht, Gitarre, Happening, Hochzeit, Kaffee, Kultur, kulturell, Lächeln, massentauglich, Massentauglichkeit, München, Niveau, Oktoberfest, Pferderennen, Rausch, Rückblick, Rückschritt, rückschrittig, Sonne, Sonntag, Terrasse, Volksfest, Weltereignis, Wort
Den Sonntag morgen habe ich auf der Terrasse verbracht. Mit einem Kaffee, einer Gitarre und ein paar Freunden. Die Sonne schien herab und zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. Schön war’s!
Wir unterhielten uns über dies und das und dann über die Geschichte des Oktoberfests. Wie alles wegen einer Hochzeit zweier Adliger los ging und von einem gemütlichen Happening mit Pferderennen zu einem Weltereignis mit Bierzelten mutierte. Nach diesem geschichtlichen Rückblick warf einer meiner Freunde das Wort „rückschrittig“ ein. Damit meinte er das kulturelle Niveau der ganzen Veranstaltung.
Im Zuge seiner Feststellung brach aus mir das Wort „massentauglich“ heraus. Der Gedanke war, dass zugunsten der Massentauglichkeit auch das kulturelle Niveau gesunken ist. Ich meine wieviel Niveau hat so ein Volksfest heutzutage? Werden charakteristische Eigenheiten anderer Volksfeste verschwinden, wenn das Dirndl aus Bayern auch auf diesen getragen wird? Ist das Fest austauschbar, weil es mittlerweile bei jedem nur noch um den Rausch geht?
Filed under: Geschichten, Mal sehen | Schlagwörter: Abend, abknutschen, Absturzkneipe, Alkohol, Anmache, Anmachsprüche, antwort, Anwesenheit, Auffahrt, Augen, Ausgang, Auto, Öffentlichkeit, Begegnungen, begehrt, begrabschen, Bekannte, bespringen, Bewegungslust, blöd, Bob Marley, Dancefloor, Dankeschön, dissen, Dorfischen, Dreh, Drehung, Droge, Eck, Ende, Ex, fahren, Fahrt, Fan, Fasching, Frau, Freunde, Freundin, Fuß, Fummeln, Gefühl, Geschichte, gesichtsausdruck, Gespräch, Getränk, Gewissen, Glück, good old days, Hand, handgreiflich, Hüfte, Hüften, Heimatstadt, Heimweg, Hilfe, Hohlräume, Italien, Kamel, Karfreitag, Körpergröße, Kilometer, Klänge, Kneipe, Kollege, Komplimente, Kopf, Kraft, Kuss, Lage, Lautsprecher, Licht, Location, Mädels, männlich, Menschen, Mischkonsumenten, Mom, MP3-Spieler, Musik, Namen, Oberschenkel, Party-People, Partytiere, Plattenlabel, Po, positiv, Rande, Räume, Rücken, Reaggea-Musik, Rhythmen, Riesentyp, Satz, Scham, Schatten, scheiße, Schlag, Schrank, Schwester, Schwesterchen, Schwung, Selbstbewusstsein, Stadt, Suff, super, tanzen, Tanzfläche, Tanzkäfig, Tanzverbot, Theke, Toilette, toll, Tour, Trauerbewältigung, Tränke, Treiben, trinken, Typ, umarmen, Umgang, verblüfft, verfassungswidrig, Wange, Woche, Wochenende, Worte, Zeit, Zeug, Zwei-Meter-Hüne, Zwischenzeit
Am Wochenende war ich mal wieder in einer alten Heimatstadt unterwegs. Ich traf mich mit guten alten Freunden in einer Kneipe und wir plauderten, tranken, kickerten und kicherten über die good old days. Nachdem wir all das getan hatten, entschieden wir uns, die nächste Location aufzusuchen, um gegen das verfassungswidrige Tanzverbot am Karfreitag zu verstoßen.
Ich huschte mehrmals über die Tanzfläche, wollte bei der seltsamen Musik aber nicht so richtig in Fahrt kommen. Während ich das Treiben also am Rande beobachtete, kam plötzlich eine gutaussehende Frau zu mir, umarmte mich und sagte: „Ich bin ein Fan von dir!“. Ich schaute sie verblüfft an, denn ich konnte sie einfach nicht einordnen. „Ich finde dich super, weil du immer so bist, wie du bist!“. Nach diesem Satz war ich echt erstaunt, zumal sie meinen Namen kannte, den ich hier natürlich ausspare.
„Ich fühle mich echt geschmeichelt und stell mich mal schnell da rüber ins Eck zum rot werden.“, war meine Antwort. Ich bin im Umgang mit Komplimenten sehr schlecht und ich wusste immer noch nicht, wie ich sie und ihre Worte einordnen sollte. Da kam eine Bekannte zu uns, die sich als gemeinsame Freundin entpuppte und erinnerte mich an die Geschichte, wie wir drei uns kennen lernten:
Ich war mal wieder on tour und meine Bewegungslust trieb mich in jene Absturzkneipe mit der unübersichtlichen Auffahrt, von der ich schon einmal berichtet habe. Aus den Lautsprechern schallte Reaggea-Musik und die freien Räume zwischen Theke, Toilette und Ausgang waren gefüllt mit tanzenden Party-People. Die meisten auf der Droge Alkohol, aber ein paar Mischkonsumenten waren auch dabei, denn die Augen gingen von ganz groß bis ganz klein. Natürlich fand ich mich sofort mitten auf dem Dancefloor und kreiste meine Hüften zu den kräftigen Rhythmen. Let it flow, swing it low!
Irgendwann muss auch ein Kamel zur Tränke und so kam auch ich denn an die Theke. Neben mir standen zwei Mädels und lächelten mich an. Da ich ja nichts Besseres zu tun hatte, startete ich das Gespräch. Kurze Zeit später drängelte sich so ein Zwei-Meter-Hüne an uns vorbei. Er gab mir kurz die Hand, da ich ihm schon mehrmals begegnet bin – diese Partytiere teilten sich schon einige Nächte den gleichen Tanzkäfig – und wendete sich dann zugleich den beiden Mädels zu.
Mir fiel auf, dass sein Selbstbewusstsein nicht seiner Körpergröße entsprach, denn seine Anmachsprüche waren erste Scheiße. So Zeug, was man Dorfischen zum Fasching auftischen kann, damit sie im Suff das Gefühl haben, begehrt zu sein. Ich war bedient und ging zurück auf den Dancefloor. Johnny T wäre stolz auf mich gewesen. So nach und nach wurde die Kneipe leerer, die Schatten auf der Tanzfläche kleiner und als mich das Licht direkt anstrahlte, entschied ich mich für ein weiteres Getränk.
An der Theke standen noch immer die beiden Mädels und der Riesentyp, dessen Anmache nun bereits handgreiflich wurde. Er begrabschte eine der beiden mit seinen großen Händen, schob seinen Oberschenkel gegen ihren Po und seine Hüfte gegen ihren Rücken. Sie war sichtlich bedrängt und ihr Gesichtsausdruck war alles andere als erfreut. Dennoch schien sie nicht den richtigen Dreh zu finden, um sich aus der misslichen Lage zu befreien.
Also ging ich zu ihr und sagte, „Hey Schwesterchen, alles ok?“. Nach diesem einleitenden Satz drehte ich mich zu dem Schrank und meinte, „Du Kollege, wie ich seh, gefällt dir meine Schwester. Ich hab sie heute mal mitgenommen, aber ich musste unserer Mom versprechen, dass ich auf sie aufpasse. Also du kannst ihr gerne sagen, dass sie dir gefällt, aber Fummeln geht nicht!“. Der Typ schaute mich mit großen Augen an und versprach mir, sich zurück zu nehmen, wobei er seine Hand wieder auf ihre Hüften legte. Ich packte die Hand, die so groß war wie mein Kopf und mich mit einem Schlag zu Bob Marley hätte schicken können. „Hey Kollege, ich mein’s ernst! Can’t touch this!“. Wenn man schon damit angefangen hat, muss man es eben auch zu Ende bringen. In der Zwischenzeit kam mein Getränk und ich war zufrieden. Da der Hüne auf mich hörte, drehte ich mich wieder um und widmete mich den restlichen Klängen der Musik.
Aber kaum drehte ich mich wieder – im Schwung einer Drehung – zur Theke, konnte ich sehen, wie der Riese wieder Hand anlegte. Ich ging zurück, quetschte meinen kleinen Körper zwischen die Hohlräume, die er noch frei lies, bevor er sie ganz besprungen hätte, schaute sie an und sagte, „Komm Schwesterchen, lass uns gehen.“. Sie war natürlich sofort dabei. Ihre Freundin ebenso. Und zum Glück war sie mit dem Auto da und konnte tatsächlich auch noch fahren.
Leider ließ sie mich nur einen halben Kilometer später wieder raus. Vermutlich war jegliche männliche Anwesenheit zu viel für sie an diesem Abend. Ich vernahm noch ein kurzes Dankeschön und dann nur noch die Musik aus meinem MP3-Spieler, die mich auf meinem anderthalbstündigen Heimweg begleitete.
Nachdem mir die Geschichte also wieder einfiel, konnte ich das Mädel wieder einordnen. Warum sie mich so toll fand, wurde mir dann auch klar. Und wie als hätte sie noch ein schlechtes Gewissen, gab sie mir einen Kuss auf die Wange und sagte nochmals, dass sie ein Fan von mir sei. Manchmal reicht das schon aus und so bedankte ich mich nur und ging den Abend alleine zu Ende genießen.
Das schöne ist, dass mir in letzter Zeit wieder öfter solche Begegnungen passieren. Erst vor einer Woche wurde ich von einer Frau umarmt und links und rechts abgeknutscht, die anscheinend nur wegen mir die Kraft fand, in einer fremden Stadt Fuß zu fassen. Eine Ex, die sich aus dem fernen Italien meldete, und mir Hilfe bei der Trauerbewältigung anbot. Eine andere Frau, die sich ebenso plötzlich nach Jahren wieder meldete und mich zu ihr einlud. Und noch eine Frau, die mir Dankte, weil ich ihr geholfen hatte. Eine gute alte Freundin, die sich entschuldigte, weil sie mich mal blöd in der Öffentlichkeit gedisst hatte – schon längst vergessen.
Es ist schön, wenn man weiß, dass man alles in allem positiv in den Köpfen anderer Menschen hängen bleibt und dass man zu denen gehört, denen man ohne Scham Danke oder Entschuldigung sagen kann. Ich bin Bushidos Plattenlabel!
Filed under: Gedichte, Mal sehen | Schlagwörter: Abend, Augen, Bäume, Blätter, Eifersucht, Eigennutz, Freunde, Gedicht, Gewässer, Gier, Glücklich, Gras, grün, Hass, Himmel, Lachen, Leben, Menschen, missverstehen, Morgen, Neid, Regentropfen, Schuld, Tag, Träume, verdursten, Wasser, Zukunft
Ich sehe Regentropfen fallen
und darüber bin ich glücklich,
denn Leben ohne Wasser,
das gibt es eben nicht.
Ich sehe Bäume saftig grün,
den Himmel kräftig blau,
sehe Menschen fröhlich lachen,
egal wohin ich schau.
Ich seh den Abend und den Morgen,
ich seh den ganzen Tag,
ich sehe uns’re Zukunft,
weil ich das Leben mag.
Dann öffne ich die Augen
und sehe alles klar,
vergesse meine Träume,
nichts ist mehr wie es war.
Ich sehe dunkelbraunes Gras
und Bäume ohne Blätter,
ich seh Menschen am Verdursten,
vor trockenen Gewässern.
Ich sehe Eifersucht und Neid,
seh Gier und all den Hass,
seh Menschen ohne Freunde
und frage war es das?
Schuld daran haben die,
die alles übersehen
und nur aus Eigennutz
das Leben missverstehen!
Dann schließe ich die Augen
und träume vor mich hin,
seh alle wieder glücklich,
damit auch ich es bin.
Filed under: Geschichten, Mal sehen | Schlagwörter: Abitur, Alter, Arbeitsgeschwindigkeit, Arbeitsgruppen, Arbeitstelle, Aufträge, Überschuhe, Berufsleben, Bestellungen, Betteln, Bildschirme, Computer, Damen, Fabrik, Fabrikhalle, Feedback, Flehen, Fragen, Frauen, Freunde, Gebrauchtwerden, Gefühl, Geschichte, Gespräch, Haarnetz, Halle, Handwerker, Häkchen, hektisch, Herkunft, Job, Kaffeekranz, Lob, Maschinen, maulen, Männer, Meinung, Missmut, Mitarbeiterinnen, Motivation, optische Geräte, Overall, planlos, plaudern, Produktion, produzieren, Prozess, Qualität, Reinraum, Sache, SAP, Schicht, Schichtarbeiter, Schichten, Schleuse, Schnittstelle, schwanger, Schwangerschaft, Soll, Status-Quo, Terminbüro, Trend, utopisch, Vernunft, Verpackung, Versand, Verständnis, Wagen, Werkstück, Werkstücke, Wissender, zügig, Zettel, Ziel, Zwischenmenschlichkeit
Lange ist es her, da versuchte ich meine unfreiwillig entstandene Lücke zwischen Abitur und Berufsleben mit einem Job zu füllen. Ich arbeitete in einer großen Fabrik, die noch immer täglich versucht qualitativ hochwertige optische Geräte zu produzieren. Meine Mitarbeiterinnen, denn es waren zumeist die Damen, die diesen Laden produktiv am Laufen hielten, erklärten mir, dass ich aller Vernunft entgegen schwanger sein müsste, da ich täglich die sogenannte „Schwangerenschicht“ von 12 Uhr bis 20 Uhr arbeitete.
Ich verbrachte den Großteil meines Schwangerendaseins in einem Terminbüro im gehobeneren Viertel der Fabrikhalle. Dort flimmerten Aufträge und Bestellungen über die Bildschirme von netten Kaffeekranzdamen, die wiederum telefonisch und über Computer versuchten, den Handwerkern in der Halle klar zu machen, dass der Auftrag so schnell wie möglich durch tausende von Händen und hunderte Maschinen wandern musste.
Dreimal am Tag musste ich dann in einen Reinraum, mit weißem Overall, Haarnetz und Schutzüberschuhen, um dort Aufträge bzw. die Werkstücke zu finden, die gerade von einem der dortigen Maschinisten in eine Maschine gelegt wurden. Die Maschinisten, ein bunter Trupp von Frauen und Männern jeglichen Alters und jeglicher Herkunft, bereiteten die Werkstücke vor, legten sie in ihre Maschinen, bereiteten die nächsten Werkstücke vor, entnahmen die alten der Maschine, fütterten diese wieder mit den neuen Werkstücken und bereiteten die vorherigen auf die noch folgenden drei weiteren Maschinengänge in ihrer eigenen Maschine vor, bevor sie sie dann auf einem Wagen durch eine Schleuse aus dem Reinraum in die Hände der nächsten Maschinisten gaben. Alles in allem dauert der Aufenthalt eines Werkstücks an der Maschine immer rund 1,5 bis 3 Stunden, je nach Maschine und Werkstück. Nie weniger und selten mehr.
Nun musste ich also mit den eiligen Aufträgen, notiert auf einem Zettel in den Reinraum, zu den Maschinisten und ihnen sagen, dass der Auftrag zügig durchgehen sollte. Ich notierte mir die Zeit, die der Auftrag noch dauerte, aber meistens setzte ich ein „Hat sich erledigt“-Häkchen hinter die Auftragsnummer, da das Computersystem, welches die Position eines Werkstücks dank SAP minutengenau anzeigen sollte, nicht pünktlich war. Und da der Reinraum der letzte Bearbeitungsschritt vor Verpackung und Versand war, wurde nur dort den Aufträgen Beine gemacht.
Zu Beginn war ich sehr hektisch und planlos, da ich nach einmaliger Einarbeitung gleich selbst auf die Pirsch gehen musste. Ich hatte keine Ahnung, an welchen der unzähligen Maschinen welche Auftragsnummern bevorzugt zu finden sind, weil sie nur dort oder auch nur selten dort bearbeitet werden konnten. Zudem wollte ich mich nicht ablenken lassen und genausowenig die Maschinisten von ihrer Arbeit ablenken.
Schon bald kam ich bei meinen Rundgängen mit einigen der Maschinisten ins Gespräch. Entweder weil ich sie nach etwas Fragen musste oder weil sie mich anmaulten, weil schon wieder der „Typ vom Terminbüro“ da war. Denn im Gegensatz zu mir, wussten sie von Anfang meiner Arbeit an, dass alles Flehen und Betteln, jedes „Schnell-schnell-schnell“ und jedes „Wann-kommt’s-denn?“ nichts an der Arbeitsgeschwindigkeit der zeitangebenden Maschinen geändert hätte.
Aber schon bald hatte ich ihren Missmut mir gegenüber verstanden. So machte ich ihnen klar, dass ich diesen Job eben auch nur machen musste und dass ich sie nicht weiter unnötig stressen würde, weil ich nun auch ein „Wissender“ war. Ich begann die wechselnden Schichtarbeiter näher kennen zu lernen, mit ihnen zu plaudern und hatte schon schnell Freunde unter ihnen gefunden, die sich ebenso über mein Kommen freuten, wie ich. Im Terminbüro erzählte ich den Damen nur die Hälfte der Geschichte. Ich zeigte ihnen die vielen Häkchen auf meiner Liste und gab ihnen die vermutlichen Fertigstellungszeiten bekannt, die ich mittlerweile selbst berechnen konnte. Die Damen freuten sich und fühlten, dass ihre Arbeit belohnt wurde. Die Maschinisten fühlten sich durch mich verstanden und erlebten durch mein „Lob aus dem Terminbüro“, dass sie Teil eines wichtigen kundenorientierten Prozesses waren. Es lief alles wie am Schnürchen. Aber es wäre auch so gelaufen, wenn mein Job dort nicht gewesen wäre. Und tatsächlich erfuhr ich, dass nach mir diese Arbeitstelle weggekürzt wurde, um Sir SAP die volle Kontrolle zu überlassen.
Ich verstand schon damals, dass ich eine Schnittstelle zwischen zwei verschiedenen Schichten war. Aber ich verstand nicht, dass ich entgegen meiner eigenen Meinung und der Meinung der anderen nicht vollkommen unnötig war. Ich war das Feedback der einzelnen Arbeitsgruppen zueinander. Ich war der Mensch, der den Damen im Terminbüro und den Maschinisten im Reinraum das Gefühl gab, für die eine Sache, dass Produkt, gebraucht zu werden.
Und genau dieses Gebrauchtwerden ist das, was ich als sinnvollste Motivation in der Produktion und auch im Management ansehe. Vermittelt werden kann diese Motivation aber nur durch Zwischenmenschlichkeit. Also ist die Wahrung der Zwischenmenschlichkeit das Ziel. Bislang konnte ich in der maschinellen Produktion größtenteils nur den gegenteiligen Trend erkennen. Und dort, wo ich das beobachten konnte, waren Arbeitnehmer und Arbeitgeber so weit voneinander entfernt, wie der Status-Quo an Qualität vom utopischen Soll.
Filed under: Gedanken, Mal sehen | Schlagwörter: beste Freunde, Freund, Freunde, Geheimnisse, Menschen, Nähe, reden, Unterhaltung, Vertrauen
Weißt Du, ich habe viele Freunde. Ich rede gerne mit Menschen und genieße jede gute Unterhaltung. Wenn es sich ergibt, erzähle ich Dir alles über mich. Auch das, was Du gegen mich verwenden könntest. Aber wenn Du mir näher kommen willst, musst Du mir vertrauen. Dann vertraue ich Dir auch.
Filed under: Geschichten, Mal sehen | Schlagwörter: Angestellte, Bier, Chef, Demotivation, Feedback, Feinde, Freunde, Freundin, Headliner, Künstler, Kneipe, Konzert, Lob, Motivation, Musik, Musiker, MySpace, Ruhe, Sänger, Show, Songwriter, Stammkneipe, Stimmungstief, sympatisch, Text, Tischkicker, Tom Mess, Treppenstufen, Vor-Band, Wirkung, Zeit
Neulich betrat ich meine Stammkneipe, begrüßte den Chef und die Angestellten, meine Freunde und meine Feinde. Für diesen Abend war ein Konzert angesagt, aber die Headliner konnten aus irgendeinem Grund nicht auftreten und so blieb nur noch die Vor-Band, bestehend aus einem einzelnen Künstler, übrig.
Dem entsprechend war auch nicht viel los in der Kneipe. Leider. Der alleinige Unterhalter in Sachen Musik hatte keine andere Wahl, als dennoch auf die Bühne zu treten und mit der Gitarre in der Hand seine selbstgeschriebenen Songs zu performen. Der Name des Herrn ist Tom Mess und da ich ihn vom ersten Anblick an sympatisch fand, dachte ich mir, ich höre mir mal an, was er so zu sagen hat. Vor der Bühne war gähnende Leere. Die Musik, die er spielte war nicht unbedingt sehr tanzbar. Also saßen die wenigen, die da waren nur auf ihren Stühlen und lauschten oder unterhielten sich. Ich setzte mich auf die Treppenstufen gleich vor der Bühne und hörte zu. Mit Gitarre und Stimme schaffte es Tom Mess, eine gute Show abzuliefern. Sich seiner Situation bewusst, lies er es zu, die wenigen Zuschauer neben sich stehen zu lassen, anstatt sich arrogant abzuheben, wie es viele Musiker und Künstler leider sonst machen. So erhielten wir ein privates und sehr persönliches Konzert mit genügend Ruhe, die Wirkung der Musik und der Texte spüren zu können. Ein Freund von mir, der kurz die Zeit gefunden hatte, sich vom Tischkicker und seinem Bier zu entfernen, um sich mal anzuschauen, woher denn die Musik kam, legte mir meine Aufmerksamkeit für diese als schlechte Laune und Stimmungstief aus.
Zwei Wochen später erfuhr ich, dass Tom Mess an diesem Abend so gut wie keine Lust hatte, überhaupt aufzutreten. Verständlich, denn die leere Kneipe, der fehlende Headliner und die große Lust einfach nichts zu tun und unauffällig Bier zu trinken trugen sicherlich zu seiner Demotivation bei. Nach dem Konzert unterhielt er sich mit einer Freundin von mir und sagte ihr, dass es ihn aufgebaut und gefreut hätte, weil ich mir die Ruhe und die Zeit genommen hatte, ihm zuzuhören und ihm allein dadurch positives Feedback zu geben. Sie gab mir dieses Lob weiter. Für mich ist es ein Lob, denn es zeigt mir, dass ich etwas richtig getan hatte. Und ich empfinde es als doppeltes Lob, weil es mir durch eine dritte Person weitergegeben wurde, was leider auch nicht mehr so selbstverständlich ist. Vielen Dank!
Tom Mess ist bei MySpace.